Konny Terlau radelte 2 700 Kilometer von Rorup bis Santiago de Compostela und weiter
Von Reimund Menninghaus

Die ein oder andere größere Radtour hatte er in den vergangenen Jahren schon absolviert - beispielsweise nach Stockholm und Wien. Für dieses Jahr aber hatte sich Konrad - Konny - Terlau einen "ganz dicken Brocken" vorgenommen: Eine Tour von sich zu Hause in Rorup - da, wo in Empte bei den Roruper Abendläufen unterm Scheunendach immer Anfeuernde stehen und Party gemacht wird - von Rorup also über den Jakobspilgerweg bis nach Santiago de Compostela und noch 80 Kilometer weiter bis zur spanischen Atlantikküste zum Kap Fisterra - im Volksmund als "Ende der Welt" bezeichnet. Eine 2 700-Kilometer-Tour, die eine Menge schöner Erlebnisse mit sich brachte und auch staunenswerte Zufälle. Um es vorweg zu sagen: In Sachen Reisetechnik gab es keine Probleme. Sein Fahrrad ließ ihn nie im Stich: Mit einer 14-Gang-Nabenschaltung hatte er eine robuste und fein abgestufte Kraftübersetzung im Hinterrad, seine Lkw-Planen-Fahrradtaschen hielten seine 35 Kilogramm Gepäck trocken, seine Sucherkamera mit Stativ und Steuerung via Handy-App hielt seine Eindrücke fest, und mit seinem Handy war er (fast) stets auf Empfang. Mit ihm postete er täglich Reiseberichte mit Fotos, die er via Funk von der Kamera aufs Handy übertrug. Die 70-köpfige WhatsApp-Gruppe, die Anteil nahm an Konnys Tour, war somit immer auf dem Laufenden.

Die Tour startete mit einem "großen Bahnhof" am 29. April in Rorup: Rund 30 Freunde, Arbeitskollegen, Bekannte und Familienangehörige begleiteten den 49-Jährigen auf seiner ersten Etappe von Rorup nach Lembeck, wo bei einem Mittagessen mit 40 Personen Abschied gefeiert wurde. Wobei - Siegfried Dalhaus (Dülmen) begleitete Konny noch bis zum Wallfahrtsort Kevelaer, und Ludger und Michael Falke (Senden) und Franz-Josef Dirking (Rorup) fuhren sogar noch weiter bis nach Lüttich mit. Ab Lüttich fuhr Konny alleine und kam auch durch Dülmens französische Partnerstadt Charleville-Mézières. Klar, dass er sich auch da einen Pilgerstempel geben ließ.

Insgesamt sollten es schließlich Dutzende Stempel in seinem Pilgerpass werden. "Die Stempel zu bekommen war eigentlich kein Problem - es gibt sie ja nicht nur bei Kirchengemeinden und in den Kathedralen auf dem Pilgerweg, sondern auch in Touristik-Büros und Pilgerherbergen. Einmal allerdings musste auf einem Campingplatz ein Stempel von Hand gemalt werden", schmunzelt Konny.

Die Etappen in Frankreich waren gut zu meistern; 130 Kilometer legte er dort im Schnitt pro Tag zurück. "Das war ein gutes Training für die Überquerung der Pyrenäen, wo es einmal 25 Kilometer am Stück kontinuierlich bergauf ging", berichtet Konny, der von den Eindrücken der Landschaft, aber auch von den Erlebnissen in den Städten beeindruckt war. "Nur Paris war verkehrsmäßig eine Geduldsprobe - da war ich froh, dass ich wieder hinaus aufs Land kam", so Konny. Viele Kathedralen besuchte er im Laufe des Wegs. "In Reims guckte eine Gruppe Amerikaner fast fassungslos auf mich und mein vollbepacktes Rad. Ich kam nicht umhin, mit dem Rad für Fotos zu posieren", schmunzelt der inzwischen 50-Jährige.

Ebenfalls Amerikaner waren es, mit denen er in einer der Pilgerherbergen einen schönen geselligen Abend verbrachte. "Ich kam überall gut klar mit den Menschen. Alle waren rücksichtsvoll und respektvoll - ein tolles Erlebnis, Menschen so verschiedener Herkunft kennenzulernen", fasst Konny zusammen. Auch das Wildcampen, das gelegentlich nötig war, stellte kein Problem dar. Ansonsten suchte er Campingplätze auf.

Die erste Herbergsnacht hatte er in St.-Jean-Pied-de-Port, zu Beginn des Camino Frances, der durch Spaniens Norden 800 Kilometer von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela führt und zum UNESCO-Welterbe zählt. Auf diesem Weg liegt auch die spanische Stadt Pamplona, bekannt für ihre einwöchige Stierhatz. "Sonst war es schön warm auf der Tour - manchmal auch fast zu warm -, aber Pamplona habe ich bei Handschuhwetter und 11 Grad Celsius durchquert", so Konny. Ebenfalls auf dem Camino Frances: ein Weingutkloster bei Estella. Hier lädt neben der Trinkwasserzapfstelle, die es am Pilgerweg alle zehn Kilometer gibt, auch eine Weinzapfstelle zur Nutzung ein. "Als ich daran vorbei kam, kam allerdings kein Wein aus dem Hahn", berichtet Konny.

Ganz besondere Erlebnisse hatte er mit zwei anderen Radpilgern. "Obwohl wir uns nicht verabredet hatten, trafen wir uns auf der Strecke immer wieder. Mal sah mich Heiner, der aus Lüdinghausen kommt und in Gronau-Epe eine Tierarztpraxis hat, im Restaurant wieder und setzte sich dazu, mal traf ich Christian aus Zweibrücken in der Pfalz um die Straßenecke herum, wo ich an einer Ampel wartete, am Tisch sitzen, nachdem ich ihn 900 Kilometer zuvor zum ersten Mal gesehen hatte." Es wurden die Handynummern ausgetauscht, und mehr und mehr entwickelte sich bei den Begegnungen eine besondere Gemeinschaft. Und eine besondere Form der Hochachtung: "Christian hatte ein klappriges Rad mit fünf Gängen. Damit schaffte er es sogar über die Pyrenäen!" In Santiago trafen sie sich vor der Kathedrale wieder - diesmal verabredet.

Konny radelte die 80 Kilometer zum Kap Fisterra weiter, gab sein Rad als Gepäck auf und flog nach Hause. "Bei meinen langen Touren in den vergangenen Jahren hatte ich am Ziel immer noch Lust, weiterzufahren. Bei meiner Santiago-Tour aber war am Ende die Luft raus", meint er. Der Kontakt zu Dr. Heiner Koddebusch und Christian Stolle blieb: "Bei Heiner war ich in Epe, wo er in seiner Praxis Bekannten seinen Reisebericht präsentierte, und bei Christian war ich, der als Country-Sänger während eines seiner Konzerte von seiner Tour berichtete."